Der Gasnetzentwicklungsplan (NEP) 2018 bis 2028 ist noch nicht an eine mögliche deutliche Reduktion der Groningen-Produktion angepasst. In dem vom Verband der Fernleitungsnetzbetreiber (FNBs) FNB Gas veröffentlichten Konsultationsdokument wird auf die verstärkte politische Diskussion in den Niederlanden nach dem schweren Erdbeben am 8. Januar 2018 hingewiesen. Der FNB Gas schreibt dazu: „Zum Zeitpunkt der Erstellung des Netzentwicklungsplans Gas 2018 – 2028 waren noch keine konkreten Konsequenzen aus dieser Diskussion bekannt“. Während des Workshops des FNB Gas zu dem Konsultationsdokument sagte die zuständige Referatsleiterin der BNetzA Yvonne Grösch es gebe zu der Frage des zukünftigen L-Gas Angebotes noch viele offene Fragen: Wann erfolgen die angekündigten Kürzungen auf bis zu 12 Mrd. m3/a, hat dies Folgen für den Export nach Deutschland? Die BNetzA behält sich vor zu prüfen, ob denn weitere Maßnahmen in den NEP aufgenommen werden können. Solche Prüfungen nehmen auch die FNBs vor.
Auch wenn die aktuellen Entwicklungen für den NEP noch keine Rolle spielen, sind bei der Marktraumumstellung nicht unerhebliche Anpassungen erfolgt. Zwei Industriestandorte wurden vorzeitig auf H-Gas umgestellt. In Münster und Düsseldorf wird die Umstellung auf mehrere Jahre gestreckt. Bisher war geplant sie jeweils in einem Jahr (2028 Düsseldorf, 2029 Münster durchzuführen. Zudem wird in zwei Gebieten (Viersen Willich, sowie Neuss) die Umstellung vorgezogen. Außerdem werden die FNBs weiter in Misch- und Konvertierungsanlagen investieren. Die geänderter Umstellungsplanung führt dazu, dass bis 2025 die Zahl der jährlich umzustellenden Geräte auf einem Niveau von knapp über 500.000 gegenüber den bisherigen Planungen vergleichmäßigt wurde. Die 2016 in Betrieb gegangene Konvertierungsanlage von Nowega wird so erweitert, dass eine kontinuierliche Konvertierung und nicht nur eine Spitzenbedarfsabdeckung möglich ist. Die Erweiterung soll 2021 in Betrieb gehen. Die Investitionskosten betragen 18 Mio. Euro. GTG Nord, der FNB des EWE-Konzerns wird eine neue H-Gas Leitung aus den Niederlanden sowie eine Anlage zur Beimischung von H-Gas zu L-Gas bauen. Die Anlagen sollen 2019 in Betrieb gehen. Die Leitung kostet 33 Mio. Euro, die Anlage 8,7 Mio. Euro. Laut EWE-Angaben können damit 835 Mio. m3 Groningen-Gas pro Jahr ersetzt werden.
Im Rahmen des Workshop sagten die FNB-Vertreter allerdings auch, dass zumindest bis 2025 der Umstellungsprozess weitgehend „ausgeknautscht“ sei. Größere Anpassungen seien nicht mehr möglich. Sowohl die FNBs als auch die BNetzA haben während des Workshops die enge Abstimmung untereinander und mit den niederländischen Behörden sowie dem niederländischen FNB Gasunie Transport Services (GTS) betont. Am 15. Mai veranstaltet die BNetzA ihren Konsultationsworkshop zum NEP 2018. Da wird das Thema mit Sicherheit weiter diskutiert werden. Von Teilnehmern an dem Workshop war bei informellen Gesprächen sehr deutlich zu hören, dass das Thema zunehmende Nervosität auslöst. Sie erwarten, dass im Laufe des Jahres zusätzliche Maßnahmen zur Anpassung an die veränderte Situation vorgeschlagen werden. „Das Thema ist der Elefant im Raum“, so ein Kommentar.