Seit dem 1. Oktober dieses Jahres wird in Groningen kein Erdgas mehr gefördert. Dies bekräftigte das niederländische Wirtschaftsministerium in einer Pressemitteilung von Ende September. Schon im Juni hatte das Ministerium angekündigt, dass dieser Schritt geplant sei. 60 Jahre wurde in dem Feld Erdgas gefördert, insgesamt 2,25 Billionen Kubikmeter. Schon Ende 2012 hatten Vertreter der Niederlande in dem pentalateralen Forum, einem Gremium der BeneLux-Länder Deutschlands und Frankreichs über die zu Ende gehenden Reserven in dem Groningen-Feld informiert. Geplant war ab 2020 die Produktion schrittweise zu reduzieren. Ab 2035 sollten dann nur noch gut zehn Mrd. m3/a für den heimischen Bedarf produziert werden. Dieses Treffen Ende 2012 war Ausgangspunkt für den Prozess der Marktraumumstellung in Belgien Deutschland und Frankreich. Das Ende der Groningen-Produktion kam dann viel schneller und drastischer als geplant. Anfang 2014 führte ein erstes stärkeres Erdbeben in der Region zu Einschränkungen bei der Produktion. Das Beben war eindeutig auf die Förderung in dem Feld zurückzuführen. Weitere Erdbeben, die Schäden an Gebäuden verursachten und eine zunehmende Einschätzung, das fossiles Erdgas nur noch begrenzt genutzt werden sollte, führten in den Folgejahren zu stärkeren Einschränkungen der Produktion und zunehmend ambitionierteren Zielen für ein Ende der Groningen-Produktion. Die Reserven werden nicht mehr vollständig ausgefördert werden. Für das laufende Gaswirtschaftsjahr gibt es aber noch eine Rückfallposition. Bei elf Bohrungen bleiben die Anlagen betriebsbereit. Wenn es zu extremen Wetterlagen kommen sollte, dann könnte noch eine kleine Menge gefördert werden. Als Beispiel für eine solche extreme Wetterlage nennt das Ministerium eine Tagesmitteltemperatur von maximal minus 6,5 Grad an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen. Ab dem Gaswirtschaftsjahr 2024/25 existiert auch diese Rückfallposition nicht mehr, dann werden die Anlagen abgebaut.
Trotz des schnellen Rückgangs der Groningen-Produktion haben die Niederländer alle L-Gas-Exportverpflichtungen erfüllt. Möglich war dies, weil Groningen-Gas zunehmend durch so genanntes Pseudo-L-Gas ersetzt wurde. Dabei wird H-Gas Stickstoff beigemischt. Die finale Schließung des Groningen-Feldes hatte die niederländische Regierung auch davon abhängig gemacht, dass eine neue Anlage für diese Beimischung in Zuidbroek (bei Groningen) in Betrieb ist. Dies sollte schon im April 2022 der Fall sein. Die Corona-Pandemie und ein Streit zwischen Baufirmen hat dies immer wieder verzögert. Ende August hatte der Betreiber Gasunie mitgeteilt, dass im September die ersten Mengen Stickstoff aus der Anlage eingespeist werden. Seit dem 2. Oktober steht ein Drittel der Kapazität, 60.000 m3/h auf fester Basis zur Verfügung. Ab dem 7. November soll die gesamte Kapazität von 180.000 m3/h Stickstoff zur Verfügung stehen. Dies entspricht einer L-Gas Menge von maximal 100 TWh.
Kurzfristig könnte sich das L-Gas-Angebot noch einmal erhöhen. Der niederländische Gasproduzent Nam hat im September bei der Regierung beantragt, den L-Gas-Speicher Norg, ein ehemaliges Gasfeld stillzulegen und das Kissengas auszufördern und zu vermarkten. Die Regierung muss aber entscheiden, ob die L-Gas-Versorgung mit nur noch einem großen Speicher, Grijpskerk, langfristig gesichert ist.