Marktraumumstellung weiter voll im Plan
Der Prozess der Erdgasumstellung erfolgt weiterhin plangemäß und ohne größere Hürden. Darüber bestand Einigkeit bei allen Referenten und Teilnehmenden beim jährlichen Treffen der Dienstleistungsinitiative der Arbeitsgemeinschaft Erdgasumstellung (ARGE EGU). „Die Erdgasumstellung ist eine Erfolgsstory“, betonte Michael Rabenau von der BBH Consulting AG. Herr Rabenau ist so etwas wie „Mister Erdgasumstellung“. Er begleitet den Prozess als Berater von Beginn an und hat engagiert mit dazu beigetragen, Ressourcen und Prozesse aufzubauen. Als der Prozess 2015 mit der Umstellung in Schneverdingen losging, gab es exakt 35 ausgebildete Monteure und vier Unternehmen, die Erhebung, Anpassung und technisches Projektmanagement anbieten konnten. Aktuell sind es 40 Unternehmen mit circa 900 Monteuren. Einen größeren Unfall oder Schaden hat es bisher nicht gegeben. Herr Rabenau selbst zieht sich langsam zurück. Den Überblick über den Status des Umstellungsprozesses wird Felix Sander von der BBH Consulting AG beim nächsten Treffen der Dienstleistungsinitiative übernehmen. Herr Sander erläuterte bei dem aktuellen Treffen unter anderem die Komplexität im Umgang mit nicht anpassbaren Geräten im Kontext der kommunalen Wärmeplanung. Wie ein solches Gerät ersetzt werden kann und was dabei aufgrund der Vorgaben des Wärmeplanungsgesetzes und des Gebäudeenergiegesetzes zu beachten ist, hängt vom Status der kommunalen Wärmeplanung ab. Die Zahl der nicht anpassbaren Geräte ist aber sehr gering. In den letzten Jahren haben die Netzbetreiber und Dienstleistungsunternehmen verschiedene Strategien entwickelt, auch Geräte die gemäß DVGW-Datenbank als „nicht anpassbar“ deklariert werden, anzupassen. In den meisten Fällen, erläuterte Herr Sander, sind Geräte letztendlich „bedingt anpassbar“, das heißt Installationsunternehmen verfügen über das notwendige Material, um Geräte anzupassen.
Christian Thole, Partner der Rechtsanwälte Becker Büttner Held Part GmbB (BBH) berichtete, dass nicht nur der Umstellungsprozess, sondern auch die Kostenanerkennung durch die BNetzA und die Landesregulierungsbehörden Zufriedenstellend verlaufen. . Beanstandungen habe es nur bei untergeordneten Positionen gegeben. Thole betonte aber auch, dass die Behörden detailliert nachfragen und deshalb eine sorgfältige Dokumentation wichtig sei. Auch wenn es noch fünf Jahre bis 2029 sind, beginnt im Grunde schon der Ausphasungsprozess. Insgesamt zwölf Ausschreibungen für Netzbetreiber fehlen noch, 2025 wird die letzte Ausschreibung erfolgen. Die Plateauphase mit mehr als 500.000 anzupassenden Geräten geht 2027 zu Ende. Dann wird auch die Zahl der Monteure sinken. Bei Projekt- und Bauleitern bestehen wohl aktuell schon gewisse Engpässe, weil sie zukunftsträchtigeren Bereichen eingesetzt werden.
Auch wenn der Prozess grundsätzlich reibungslos verläuft, treten teilweise fast kuriose Probleme auf. So unter anderem in der Postzustellung, weil komplette Lieferungen von Anschreiben nicht zugestellt werden. Dies betreffe alle Postdienstleister, betonten Teilnehmer an der Konferenz. Auch die Ermittlung von Anschlussnehmern, wenn sie mit dem Nutzer der Heizung nicht identisch sind, kann mühsam sein. Es ist aber nötig, weil der Anschlussnehmer den Anspruch auf einen Bonus von 100 Euro hat, wenn er das Gerät austauscht, statt es anzupassen.
Eine Frage der technischen Optimierung ist die mögliche Messung des Wobbe-Index zum Anpassungszeitraum, um trotz schwankender Wobbe-Werte eine optimale Anpassung vorzunehmen. Die swb Services AG & Co. KG bietet mobile Lösungen des Schweizer Herstellers Bright Sensors an, die auch von einigen Dienstleistern genutzt werden. Auch wenn die L-/H-Gasumstellung mit Sicherheit nicht nahtlos in eine H-/H2-Umstellung übergeht, war die Anpassung von Geräten auf Wasserstoff auch Thema des Treffens. Die DVGW-Datenbank wurde entsprechend erweitert, wie Frank Dietzsch vom Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) berichtete. Bei 9.000 der insgesamt 27.000 Geräte wurden „H2-Parameter“ eingepflegt, die angeben, welchen Anteil Wasserstoff die Geräte vertragen. Einige Hersteller, so die Einschätzung von Herrn Dietzsch, hätten die Verträglichkeit von Wasserstoff ihrer Geräte sehr konservativ eingeschätzt. Immerhin 24 Geräte in der Datenbank sind komplett H2-ready. Dies könnten auch Geräte von Viessmann sein. Der Hersteller bietet seit Anfang dieses Jahres Geräte an, die mit einem Umrüst-Kit auf Wasserstoff umzurüsten sind. Die Kosten der Umrüstung betragen einige hundert Euro, der Zeitbedarf beträgt eine Stunde, erläuterte Manfred Dzubiella von Viessmann. Die aktuellen Gasgeräte von Viessmann vertragen eine Beimischung von 30 Prozent Wasserstoff.