Mit der Umstellung der Netze in Schneverdingen (2015) und Böhmetal (2016) beginnt in Deutschland die Anpassung von schätzungsweise 5,4 Mio. Gasgeräten von „L“- auf „H“-Gas, welche aufgrund der zurückgehenden Verfügbarkeit von „L“-Gas bis zum Jahr 2030 von den Netzbetreibern bei Letztverbrauchern vorgenommen werden muss.
Die Förderung des bisher vorwiegend aus den Niederlanden bezogenen „L“-Gases wird in den kommenden Jahren aufgrund erschöpfter Vorkommen immer weiter zurückgehen und nicht mehr ausreichen, um den Bedarf in Deutschland zu decken. Die Bundesregierung hat daher beschlossen, die bisher noch mit L-Gas versorgten Netzgebiete nach und nach auf „H“-Gas umzustellen, welches auch langfristig noch in ausreichender Menge verfügbar sein wird. Die Bezeichnung „L“ steht dabei für „Low“, also „niedrig“, während „H“ entsprechend für „high“ steht, als „hoch“. Grund für die Bezeichnung ist der Energiegehalt, der für H-Gas bei ca. 11,5 kWh/m³ liegt, während er bei L-Gas mit ca. 10 kWh/m³ niedriger ist.
Die von den für die Planung der Umstellung verantwortlichen Fernleitungsnetzbetreibern (FNB) erarbeitete Umstellungsliste zum Netzentwicklungsplan Gas (NEP Gas) 2015 enthält grobe Zeiträume für die umzustellenden Netzgebiete der Verteilnetzbetreiber (VNB), wie etwa für die Netze in Schneverdingen und Böhmetal.
Jedoch enthält der aktuelle Stand der Planungen aus Sicht der VNB auch noch viele Fragezeichen. Außerdem sind die von den FNB genannten Termine bisher nicht verbindlich. Teilweise werden in den Planungen auch Alternativ-Termine genannt. Die tatsächliche Planung findet erst im Rahmen des Abschlusses des Umstellungsfahrplanes statt.
Insgesamt ist der aktuelle NEP Gas ein Schritt in die richtige Richtung. Jedoch ist den VNB auf der aktuellen Grundlage nur eine Grobplanung möglich, die zudem noch mit erheblichen Planungsunsicherheiten behaftet ist. Für eine belastbare Planung benötigen die VNB eine verbindliche Planung mit monatsscharfen Terminen zumindest für die Jahre bis Ende 2020 sowie eine konkrete Angabe der Anzahl der umzustellenden Endgeräte pro Verteilnetz. Nur dann könnte für die angedachte Zeit bis 2020, in der sich die Anzahl der umzustellenden Endgeräte auf etwa 450.000/a einpendeln soll, per Ausschreibung getestet werden, ob überhaupt ausreichend Umstellungsdienstleister vorhanden sind, um die Umstellung fristgerecht durchzuführen.
Ein möglicher Engpass bei der Anzahl an geeigneten Umstellungsfirmen stellt zurzeit noch eine nur schwer abschätzbare Achillesferse der Marktraumumstellung dar. Gerade deshalb sind die VNB bemüht, in Zusammenarbeit mit den FNB detaillierte Planungen möglichst rechtzeitig anzugehen, damit das Großprojekt Marktraumumstellung erfolgreich und unter minimaler Belastung der Verbraucher umgesetzt werden kann.