Die Marktraumumstellung von L-Gas auf H-Gas läuft seit 2015. 5,3 Mio. Geräte sind gemäß den Ursprungsplanungen bis 2030 umzustellen, bis Ende 2022 waren rund zwei Mio. Geräte umgestellt, der Umstellungsprozess befindet sich mit rund 500.000 Geräten pro Jahr in seiner Plateau-Phase. Das Ende der L-Gas Produktion in den Niederlanden, aber auch das absehbare Ende der deutschen Reserven machten die Umstellung notwendig. Der Prozess verläuft bisher – trotz Corona – sehr reibungslos. Die Fernleitungsnetzbetreiber passen jährlich ihre Planungen an. Gegenüber dem Netzentwicklungsplan (NEP) 2022 bis 2032 scheint es aktuell praktisch keine Änderungen bei dem Umstellungsprozess zu geben. Dies ergibt sich aus dem Umsetzungsbericht 2023, den der FNB-Gas am 12. Juni veröffentlicht hat. Die prognostizierten jährlich umzustellenden Gerätezahlen sind gegenüber dem NEP 2022 fast unverändert. Lediglich im Jahr 2026 werden 2.000 Geräte zusätzlich umgestellt. Dies betrifft ein Verteilnetz „im Produktionsbereich vorgelagert“ westlich von Bremen in der Nähe von Holtum. Die Umstellung sollte ursprünglich erst 2030 erfolgen. Gasunie Deutschland ist der vorgelagerte Fernleitungsnetzbetreiber (FNBs). Bis einschließlich 2026 ist die Umstellungsplanung finalisiert. Mit den Verteilnetzbetreibern sind alle Umstellungsfahrpläne abgeschlossen. Für die Jahre 2028 und 2029 wurden erste Umstellungskonzepte durch die FNBs erstellt. Dabei könnte es aber zu einer Änderung kommen, die zu einer deutlichen weiteren Beschleunigung der Marktraumumstellung führen würde. OGE prüft, ob die Umstellung im Umstellungsbereich Dorsten – Leichlingen und ein Teil des Umstellungsbereichs Sonsbeck – Dorsten von 2029 auf 2028 vorgezogen werden kann. Dies würde 135.000 Geräte betreffen. Dann wären 2029 statt 308.000 Geräten nur noch 173.000 Geräte umzustellen. Für OGE ist eine vorgezogene Umstellung vor allen aus netzhydraulischen Gründen attraktiv, erläuterte Thorsten Schuppner von OGE beim Treffen der Dienstleistungsinitiative Erdgasumstellung der ARGE EGU am 14. Juni in Bielefeld. Wenn die Netzbereiche bis 2029 mit L-Gas betrieben werden, müssten für ein Jahr Verdichter umgerüstet werden. Ob es zu der vorgezogenen Umstellung kommt, ist noch nicht entschieden. OGE analysiert seit längerem verschieden Optionen zur Lösung des hydraulischen Problems. Der Fernleitungsnetzbetreiber hat die betroffenen Verteilnetzbetreiber angeschrieben, um zu erfahren, ob die vorgezogene Umstellung auch organisatorisch leistbar ist und ausreichend Dienstleistungsunternehmen verfügbar sind. Beim Treffen der ARGE EGU begrüßten Vertreter verschiedener Dienstleistungsunternehmen die OGE-Idee und versicherten, ausreichend Kapazität zur Verfügung stellen zu können. OGE solle aber berücksichtigen, dass Schaltpunkte nicht übereinander liegen.
Die Mengen- und Leistungsbilanzen für L-Gas machen ein Vorziehen der Umstellung nicht erforderlich. Alle Abschätzungen der FNBs zu diesen Bilanzen für L-Gas bis 2030 sind im Umsetzungsbericht 2023 gegenüber dem NEP 2022 – 2032 weitgehend unverändert. Im Gaswirtschaftsjahr 2021/22 lag der L-Gas-Bedarf der Letztverbraucher um neun Prozent oder 14,4 TWh unter den Planannahmen aus dem NEP 2022 – 2032. Dies ist rund zur Hälfte auf Temperatureffekte zurückzuführen und zur Hälfte auf Einspareffekte aufgrund der hohen Gaspreise. Da die FNBs noch nicht abschätzen können, ob sich aufgrund des russischen Krieges gegen die Ukraine und der höheren Gaspreise das Verbrauchsverhalten von Endkunden dauerhaft ändert, haben sie Annahmen zum Verbrauchsverhalten nicht angepasst.