In diesem Jahr ist mit einer Umstellung von 570.000 Geräten die Peak-Phase der Marktraumumstellung erreicht. Die mittlerweile achte Konferenz der von der Arbeitsgemeinschaft Erdgasumstellung (ARGE EGU) organisierten Dienstleistungsinitiative machte deutlich, dass auch die Dienstleister auf einem Plateau-Niveau angekommen sind. Michael Rabenau von BBH Consulting, einer der besten Kenner des Dienstleistungsmarktes für die Marktraumumstellung, sagte in seinem Marktüberblick, es gebe 35 Dienstleister und die Anzahl ändere sich nicht mehr. Die Zahl der Monteure habe um 70 auf 846 zugenommen. „Schon im vergangenen Jahr war das Personal knapp, in diesem Jahr ist die Herausforderung größer“ beschrieb er die Situation. Ein Problem sei nicht die Zahl der Monteure, sondern auch weiterhin die teilweise nicht ausreichende Qualifikation. Dies gilt wohl – wie die Diskussionen während der Konferenz zeigten – vor allem für den Bereich der Anpassung, wo erfahrene Monteure fehlen. Der Ausfall von Schulungen aufgrund der Corona-Pandemie hat zum fehlenden Aufbau von Know-how beigetragen. Aber die Situation verbessert sich. Erfreulich für Rabenau ist der Anstieg der Projektleitungsmitarbeiter um 170 Personen im vergangenen Jahr. Die Besetzung von Projektleitungspositionen war in der Vergangenheit ein häufig beklagter Engpass. Die Besetzung der Projektbüros während der verschiedenen Projektphasen ist bei vielen Umstellungsprojekten ein Thema, ergänzte Christian Thole, Partner bei Becker Büttner (BBH). BBH betreut die ARGE EGU. „Das Projekt steht und fällt mit der Qualität und der Präsenz der Projektleitung vor Ort“, berichtete Thole aus seiner Projekterfahrung. Es gibt aber keinen Königsweg für die Organisation des Projektbüros, so Dienstleister in einer Diskussionsrunde.
In den Projekten bleiben die Probleme für die Dienstleistungsunternehmen unverändert, wie die Diskussionsrunde zeigte. Die DVGW-Anpassungsdatenbank ist nicht perfekt: „Für fünf bis zehn Prozent der Geräte fehlt ein Eintrag in der Datenbank“, unterstrich Metin Duman, Gründer und Geschäftsführer von #Gatter3. Damit müssen die Dienstleister und Netzbetreiber entscheiden, wann sie noch eine handwerkliche Anpassung von formal nicht mehr anpassungsfähigen Geräten vornehmen. Engpässe treten bei der Anpassung von Sondergeräten auf. Die Kapazität bei Spezialfirmen sei knapp. Es gebe nur wenige Angebote, lautet die Einschätzung von Daniel Hermann von Enermess. Bei den Fachfirmen gebe es aktuell keine Engpässe, so die Erfahrung von Franka Simon-Host, Geschäftsführerin von regiocom Netzdienste, aber man sei dabei das Netzwerk zu erweitern, um auf Veränderungen vorbereitet zu sein. Ein weiterer Dauerbrenner bleibt das gesamte Thema Kundenkontakt und damit auch die Kundenzufriedenheit. Standardisierte Prozesse für das Kunden-Management und die Befragung der Kundenzufriedenheit gibt es nicht. Die Dienstleister haben ihre eigenen Strategien, die Organisation der Kundenkontakte in das Projektmanagement zu integrieren. Hermann schlug vor, eine kurze Kundenbefragung in die Phase der Qualitätssicherung als Standard zu integrieren. Die Corona-Krise war für das Kundenmanagement eher ein Segen, weil die Erreichbarkeit hoch war. Das – auch zwischen den Dienstleistern – wohl strittigste Thema bleibe eine mögliche gegenseitige Abwerbung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ob die Zahl der Monteure wirklich grundsätzlich ausreicht ist umstritten. In der Diskussionsrunde wurde immer wieder deutlich, dass Personalrekrutierung und Qualifizierung eine zentrale Herausforderung darstellt. Erdal Cetin von NGC. Tec plädierte für eine große zentrale Datenbank, um einen für alle akzeptablen und geordneten Wechsel von Mitarbeitern oder auch eine Überlassung zu organisieren. BBH Consulting hat über diese Idee im vergangenen Jahr mit Dienstleistern gesprochen, ohne auf Resonanz zu stoßen. Die Umsetzung ist aber nicht ganz einfach. Rolf Albus vom GWI hält eine solche Datenbank oder ein Portal für eine gute Idee, wies aber auf die Datenschutzproblematik hin. Aber nicht alle Diskussionsteilnehmer halten eine solche Transparenz für sinnvoll. Sie könnte Abwerbungen Vorschub leisten, sagte Duman.
Nach der Umstellung könnte vor der Umstellung sein. Es bestehe die Chance auf ein „Drittes Zeitalter der Gaswirtschaft“ durch den Wechsel auf Wasserstoff, sagte Christian Held, Partner und einer der Gründer von BBH. Dazu sei aber eine Anpassung des Rechtsrahmens notwendig. Die dazu derzeit im Gesetzgebungsprozess befindliche Anpassung des EnWG sei grundsätzlich zu begrüßen. Mit einer getrennten Regulierung für Wasserstoff- und Gasnetze seien aber einige Weichenstellungen höchst zweifelhaft und für die Verteilnetzbetreiber problematisch. Ein klimaneutraler Wärmemarkt sei ohne Wasserstoff und das Gasnetz nicht sozialverträglich erreichbar, argumentierte John Werner von Zukunft Gas. Rene Eickhoff von Viessmann berichtete, neue Gasgeräte seien für eine Beimischung von 30 Prozent Wasserstoff geeignet, für eine Nutzung von 100 Prozent müssen noch Anpassungsentwicklungen erfolgen. Anpassungen müssen aber vor allem in der Politik erfolgen. Gas/Wasserstoff als klimaneutrale Optionen für den Wärmemarkt spielen dort bisher keine wichtige Rolle.