Beim 3. Forum Marktraumumstellung der BNetzA in Bonn wurde nicht nur über die großen Fragen wie die Situation in den Niederlanden und den Fortgang von Großprojekten wie der Zeelink diskutiert. Ganz im Gegenteil: der größere Teil der Veranstaltung war den operativen Fragen der Umstellung gewidmet.
Die größte Verblüffung löste dabei vielleicht eine Vertreterin der Avacon Netz, einem regionalen Netzbetreiber, aus. Eine der Vorgängergesellschaften ist Ferngas Salzgitter und Ferngas Salzgitter betrieb schon zu Kokereigaszeiten ein Netz, das die Avacon geerbt hat. In diesem Netz finden sich massive Ablagerungen von Kohlenstaub, die sich dünenartig in den alten Rohren festgesetzt haben. Im derzeitigen Betrieb stellt das kein Problem dar, aber nach der Umstellung findet in den Netzen teilweise eine Flussumkehr statt. Dann könnte sich der Staub lösen und zu Problemen führen. 150 kg Staub hat Avacon schon aus den Rohren gekratzt. Die Botschaft: Rechnen sie mit dem, womit sie nicht rechnen!
Die Botschaft einer Energiereferentin der Verbraucherzentrale Niedersachen war: Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg. Viele Verbraucher stünden der Umstellung skeptisch gegenüber, sie bedeute einen Zeit- und Kostenaufwand, ohne dass für die Verbraucher ein Nutzen erkennbar sei. Die meisten konkreten Beschwerden gebe es über die Terminabstimmung. Die Monteure hielten sich nicht an Termine, Ersatztermine seien schwierig zu vereinbaren. Auch die Qualität der Hotlines sei wohl durchaus verbesserbar. Verbraucher fänden die Auskünfte unverständlich und fühlten sich „nicht nett behandelt“. Wobei betont wurde, dass die Verbraucherzentrale sich bei dem Thema nicht als Gegner der Netzbetreiber und Stadtwerke sehe, sondern mit den Versorgern gemeinsam zu einer erfolgreichen Umstellung beitragen wolle. Es gebe ein erkennbares Bemühen um umfassende Aufklärungsarbeit.
Es gibt auch ein erkennbares Bemühen die DVGW-Anpassungsdatenbank weiter zu verbessern. Die Datenbank enthält in knapp 21.000 Datensätzen Daten von 380 Herstellern. In einer neuen Projektgruppe diskutieren und entscheiden Vertreter der Hersteller, der Anpassungsunternehmen und des DVGW über Anpassungen, Ergänzungen und Änderungen. Die Zuordnungsquote bei der Ersterhebung durch den Erhebenden liege bei 80 Prozent, durch Maßnahmen im Rahmen der Qualitätssicherung könne sie auf 95 Prozent gesteigert werden, berichtete ein Vertreter der Marktraumumstellung beim DVGW.
Eine „Baustelle“ bleibt das Thema handwerklicher Umbau, wobei sich die Diskussion – da waren sich die Teilnehmer in Bonn weitgehend einig – versachlicht hat.
Und wie sieht es bei den Monteuren aus? 360 geschulte Monteure gibt es, die Qualifikation ist noch steigerungsfähig. Und die Anzahl ist knapp. In Bremen, berichtete ein Vertreter der Wesernetz aus dem Publikum, habe während einer Grippewelle kein ausreichender Ersatz zur Verfügung gestanden.