Knapp 180 Personen hatten sich zum 3. Forum Marktraumumstellung der BNetzA angemeldet, wobei die Behörde selbst – wie immer – zahlreich vertreten war. Themen des Forums waren zum einen die Rahmenbedingungen für die konkreten Umstellungsprozesse und zum anderen konkrete Projekte und Erfahrungen im Rahmen der Umstellung selbst.
Achim Zerres, Abteilungsleiter Energie der BNetzA und Moderator der Veranstaltung, fasste den Tag mit der Einschätzung zusammen, dass kein pessimistischer Grundton zu erkennen sei. In der Tat hatten im Verlauf des Tages alle Referenten und Diskussionsteilnehmer den zunehmend konstruktiven und sachorientierten Dialogprozess betont – wobei in etlichen Beiträgen auch sehr deutlich wurde, dass der ganze Umstellungsprozess noch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet ist.
Dass einer der kritischen Punkte für den weiteren Prozess die rechtzeitige Fertigstellung der Zeelink-Leitung ist, wurde in der Deutlichkeit öffentlich noch nicht kommuniziert. Diese Leitung (75 Prozent Open Grid Europe (OGE), 25 Prozent Thyssengas) soll in zwei Abschnitten von der deutsch-belgischen Grenze bei Aachen bis nach Legden (westlich von Münster) verlaufen. Dort ist sie mit der Rysum-Werne-Leitung verbunden. Über die Zeelink kann H-Gas aus Belgien aber auch aus Russland (über die Nord Stream und die NEL) zur Versorgung des Rheinlands transportiert werden. Die Versorgung mit H-Gas von zwei Millionen derzeit mit L-Gas versorgten Haushalte hänge an dem Projekt, erläuterte Thorsten Schuppner (OGE), der in der Veranstaltung die FNB Gas repräsentierte. Mit dem Bau der Leitung soll 2019 begonnen werden, 2021 soll sie in Betrieb gehen. Wenn dieser Zeitplan nicht eingehalten wird, dann könnte es zu Verzögerungen im Umstellungsprozess kommen. Derzeit ist das Projekt im Planfeststellungverfahren und es gibt durchaus „viel Gegenwehr“ gegen das Projekt, wie es Schuppner charakterisierte. Es lohnt sich wohl den Fortschritt bei dem Projekt genau zu verfolgen.
Bei einem weiteren Großrisiko für den Umstellungsprozess gab sich ein weiterer Redner zumindest halbentspannt. Stefan Rolle, im Bundeswirtschaftsministerium für Versorgungssicherheit zuständig, geht davon aus, dass die ausreichende Versorgung mit L-Gas aus den Niederlanden gewährleistet sein wird. Die Situation in den Niederlanden sei nicht lustig aber beherrschbar, so Rolle wörtlich. Voraussetzung sei allerdings, dass die Niederlande die Maßnahmen wirklich umsetzen kann, mit denen eine ausreichende L-Gas-Bereitstellung für den Import gesichert werden soll. Ein Baustein ist eine schnelle Umstellung großer Industriebetriebe auf H-Gas. Rolle berichtete, dass sich dagegen durchaus Widerstand in der Industrie formiere. Und auch die Anlage zur Beimischung von Stickstoff zu H-Gas, um L-Gas zu erzeugen, müsse erst noch gebaut werden. Es müsse aber auch noch entschieden werden, wie die Kosten verteilt werden. Der Dialog zwischen dem niederländischen Wirtschaftsministerium und den betroffenen Importländern Deutschland, Belgien und Frankreich wird mit Sicherheit weitergehen. Die beiden bisherigen Treffen werden nicht die Letzte gewesen sein.