Die Fertigstellung einer neuen Anlage zur Produktion von Pseudo-L-Gas verzögert sich weiter. Schon im April dieses Jahres war die Fertigstellung der Anlage in Zuidbroek (in der Nähe von Groningen) geplant. Durch die Beimischung von Stickstoff zu H-Gas sollen in der Anlage bis zu zehn Mrd. m³ Pseudo-L-Gas produziert werden, das Gas aus dem Groningen-Feld ersetzen soll. Aufgrund der Coronapandemie hatte sich die Fertigstellung verzögert. Allerdings konnte der niederländische Infrastrukturbetreiber Gasunie auch geplante Termine für die Fertigstellung im August und Oktober nicht halten. Anfang November teilte Gasunie mit, erst Anfang 2023 könne die Stickstoffproduktion aufgenommen werden. Dennoch, betont das Unternehmen, sei die Versorgungssicherheit nicht gefährdet. Als wesentlichen Grund dafür wird ein ausreichender Rückgang der Gasnachfrage genannt.
Für die Produktion in dem Groningen-Feld gilt für das laufende Gaswirtschaftsjahr eine Obergrenze von 2,8 Mrd. m³. Sie ist als minimale Produktion notwendig, um das Feld produktionsfähig zu halten. Im vergangenen Gaswirtschaftsjahr wurden noch 4,50 Mrd. m³ Erdgas in Groningen gefördert. Schon im September hatte Gasunie der niederländischen Regierung mitgeteilt, dass unter bestimmten Umständen – zum Beispiel bei einer Kälteperiode – noch eine Mrd. m³ Erdgas zusätzlich aus dem Groningen-Feld benötigt werden könnte. Um möglichst schnell auch die Reserveproduktion in Groningen zu beenden, wird aktuell der Speicher Grijpskerk auf die Nutzung von L-Gas umgestellt. Dazu muss der Speicher quasi gespült werden, um auch das H-Gas-Kissengas durch L-Gas zu ersetzen. Seit dem Frühjahr wurde L-Gas eingespeichert aktuell wird praktisch eine Mischqualität ausgespeichert. Nach einem weiteren „Spülgang“ kann der Speicher als L-Gas Speicher genutzt werden. Dann könnte im kommenden Jahr die Groningen-Produktion komplett eingestellt werden.
In den Niederlanden hat sich zudem die H-Gas-Angebotssituation verbessert, obwohl seit dem 31. Mai GasTerra, nicht mehr mit russischem Gas beliefert wird. Bis Oktober 2022 fehlen dadurch zwei Mrd. m³ Erdgas. Dann wäre der Vertrag ohnehin ausgelaufen. Der Gasversorger befindet sich zur Hälfte im niederländischen Staatsbesitz und ist auch für den Export des niederländischen Gases verantwortlich. Im September ging ein neues LNG-Terminal in Eemshaven in Betrieb. Es besteht aus zwei Schiffen (Floating Storage and Regasification Units, FSRUs) mit einer Kapazität von insgesamt acht Mrd. m³. Das Terminal ist gut ausgelastet und trägt mit dazu bei, auch ohne die Verfügbarkeit von russischem Gas die L-Gas-Exportverpflichtungen zu erfüllen. Wenn ab Januar hoffentlich Zuidbroek in Betrieb geht, ist die Niederlande auch für eine wieder steigende Nachfrage zum Beispiel auf Grund eines Wintereinbruchs gewappnet.