Die Gasproduktion in dem niederländischen Groningen-Feld sinkt deutlich stärker als bisher geplant. Der Produktionsplan, den das niederländische Wirtschaftsministerium am 21. September der Nederlandse Ardoolie Maatschappij (NAM) übersandt hat, legt die Obergrenze für das Gaswirtschaftsjahr 2021 für ein Normaljahr auf 8,1 Mrd. m³ fest. In einem sehr kalten Jahr kann die Produktion auf 13,2 Mrd. m³ steigen. Die NAM ist für die Produktion verantwortlich. Noch im Juni dieses Jahres hatte der niederländische Wirtschaftsminister Eric Wiebes in einem Schreiben an das Parlament eine Obergrenze von 9,3 Mrd. m³ angekündigt. Die stärkere Absenkung der Obergrenze wird durch eine bessere Nutzung des Speichers Norg möglich. Norg wird zur Speicherung von „Pseudo-L-Gas“ genutzt. Dieses Pseudo-L-Gas wird aus H-Gas durch die Beimischung von Stickstoff erzeugt und ersetzt zunehmend die Produktion von Groningen-Gas. Der Entwurf für den Produktionsplan für die Groningen-Produktion 2020/21 basierte auf der Annahme einer Befüllung des Norg-Speichers mit vier Mrd. Kubikmeter Pseudo-L-Gas. Aufgrund des sehr warmen Winters konnte mit der Befüllung aber deutlich früher als geplant begonnen werden. Dadurch kann aus Norg 5,2 Mrd. m³ Gas zur Verfügung gestellt werden. Die Obergrenze für das gerade beendete Gaswirtschaftsjahr wird deutlich unterschritten werden. Sie lag bei 11,8 Mrd. m³. Bis einschließlich August (für September liegen noch keine Zahlen vor) wurden 8,25 Mrd. m³ gefördert. Ab 2022 soll Groningen nur noch als Reserve zur Verfügung stehen. Um dies zu gewährleisten wird eine minimale Produktion von 1,5 Mrd m³ im Gaswirtschaftsjahr 2022/23 benötigt. Ob Möglichkeiten bestehen eine Reserve auch ohne Groningen-Produktion zu gewährleisten, lässt das niederländische Wirtschaftsministerium derzeit prüfen.
In dem gerade veröffentlichten Sommer-Bericht der Task Force Monitoring L-Gas Conversion werden zwei mögliche Risiken für die zukünftige L-Gas Versorgung genannt. Um die Pseudo-L-Gas-Produktion zu steigern soll ab April 2022 eine neue Anlage in Zuidbroek 68 TWh/Jahr produzieren. Bisher laufen die Arbeiten trotz Covid-19 nach Plan. Aber Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie und ihre Auswirkungen auf den Bau seien ein Risikofaktor, heißt es in dem Bericht. Um Pseudo-L-Gas zu produzieren, müssen die Niederlande zudem zunehmend H Gas importieren. Zwischen 2014 und 2019 sind die H-Gas Importe von 259 auf 494,1 TWh gestiegen. Damit wird die H-Gas-Versorgungssicherheit zunehmend ein Thema. Dazu hat der europäische Verband der Fernleitungsnetzbetreiber, ENTSO G Analysen für einen normalen Winter durchgeführt. Auch bei der Unterbrechung einzelner Transportrouten steht dann noch genügend Kapazität zur Verfügung. Ob dies auch in einem kalten Winter der Fall ist, wird derzeit von ENTSO G analysiert.
Die Task Force Monitoring L-Gas Conversion wurde im vergangenen Jahr auf Initiative der Niederlande gegründet. In der Initiative sind Vertreter der Regierungen, FNBs, und Regulierungsbehörden aus den Niederlanden, sowie den L Gas-Importländern Belgien, Frankreich und Deutschland vertreten. Der Bericht wird zwei Mal im Jahr von ENTOS-G und der Internationalen Energie Agentur (IEA) erstellt. Er wird dem niederländischen Parlament übermittelt und ist öffentlich verfügbar.