Für das kommende Gaswirtschaftsjahr wird der niederländische Wirtschaftsminister Eric Wiebes die Produktion in Groningen vermutlich auf maximal 9,3 Mrd. m3 beschränken. Diese Zahl wird in dem Festlegungsentwurf genannt, den Wiebes am 19. Juni mit einem erläuternden Brief an das niederländische Parlament gesandt hat. Die Obergrenze gilt für ein Normaljahr. Gemäß den ursprünglichen Planungen vom vergangenen Jahr sollte im Gaswirtschaftsjahr 2020/21 noch eine Produktion von 10,7 Mrd. m3 als Obergrenze gelten. Ende Januar hatte der niederländische Fernleitungsnetzbetreiber Gasunie Transport Services (GTS) dem Minister mitgeteilt, eine stärkere Absenkung sei vertretbar, da der L-Gas-Export sinke und die Kapazität zur Stickstoffbeimischung in der Anlage Wieringermeer erhöht wurde. Für das laufende Gaswirtschaftsjahr beträgt die Obergrenze der Produktion 11,8 Mrd. m3. Ende Januar hatte GTS eine Produktion von zehn Mrd. m3 erwartet. Dank des warmen Winters und der Corona-bedingten Absatzrückgänge wurde die Prognose auf neun Mrd. m3 zurückgenommen. Bis einschließlich Mai liegt die tatsächliche Produktion bei knapp 7,5 Mrd. m3.
Für das Gaswirtschaftsjahr 2021/22 wird die Produktionsobergrenze vermutlich auf knapp unter vier Mrd. m3 sinken. Ab 2022/23 wird in normalen Jahren kein Gas aus der Groningen-Produktion mehr zur L-Gas Versorgung benötigt. Vermutlich wird aber eine kleine Produktion aufrechterhalten, um für kalte Jahre eine Absicherung zu haben. Wiebes hatte GTS aufgefordert zu prüfen, ob schon 2022/23 eine komplette Schließung des Feldes möglich ist. GTS erwartet dann aber bei Temperaturen von weniger als minus zehn Grad Versorgungsengpässe. In dem Brief an das Parlament versichert Wiebes, er werde weiter nach alternativen Wegen suchen, um 2022 die Versorgungssicherheit auch ohne ein Back Up aus Groningen zu gewährleisten.
Das Konzept zur schnellen Beendigung der Groningen-Produktion basiert darauf, L-Gas vollständig durch „Pseudo-L-Gas“ zu ersetzen, das durch die Beimischung von Stickstoff zu H-Gas erzeugt wird. GTS baut in Zuidbroek eine zusätzliche Anlage zur Stickstoff-Beimischung. Sie soll im April 2022 in Betrieb gehen und hat eine Jahreskapazität von rund sieben Mrd. m3. Bei dem Bau gibt es durch die Corona-Krise Verzögerungen, wie GTS in einem Schreiben an Wiebes erläutert. Die Teile werden weltweit produziert. Derzeit ist GTS aber zuversichtlich, den genannten Termin zu halten, da auch während der Corona-Krise der Bau weitergeht. Im Januar 2021 wird GTS Wiebes eine Aktualisierung zur Projektentwicklung liefern.
Zu dem Festlegungsentwurf kann bis zu sechs Wochen nach der Veröffentlichung Stellung genommen werden. Unter Berücksichtigung der Stellungnahmen wird Wiebes dann rechtzeitig vor dem 1. Oktober seine finale Entscheidung treffen.