Die Anlage zur Stickstoffherstellung in Zuidbroek (bei Groningen) sollte schon im April 2022 in Betrieb gehen. Sie ist ein wesentlicher Baustein in den Niederlanden, um nach der Beendigung der L-Gas Produktion in Groningen weiter ausreichend niederkalorisches Gas liefern zu können. Bis zu 100 TWh so genanntes Pseudo-L-Gas sollen in Zuidbroek durch die Beimischung von Stickstoff zu H-Gas produziert werden. Aufgrund der Corona-Pandemie – dies war und ist zumindest die offizielle Erklärung – hatte sich die Fertigstellung der Anlage mehrfach verzögert. Zuletzt hatte der niederländische Fernleitungsnetzbetreiber Gasunie Transport Services (GTS) Anfang November, den Beginn des Jahres 2023 als Termin für die Inbetriebnahme genannt.
2023 hat begonnen, aber statt einer Inbetriebnahme eskalierte ein Streit zwischen dem Generalunternehmer Air Products und einem ausführenden Bauunternehmen, Ballast Nedam Industriebouw. Am 9. Januar verweigerte Air Products den 150 Arbeitern des Bauunternehmens den Zugang zu Baustelle. Eine Woche vorher soll das Gleiche schon einmal passiert sein. GTS schreibt auf seiner Internetseite Air Products habe den Vertrag mit Nedam Balast gekündigt. Das Bauunternehmen habe Leistungen nicht ordnungsgemäß erbracht, sagte eine Sprecherin des Generalunternehmers der Nachrichtenagentur Reuters.
Gemäß niederländischen Presseberichten sieht Balast Nedam kein eigenes Verschulden und erhebt umgekehrt Vorwürfe gegenüber Air Products. Die Verzögerungen bei dem Projekt sei auf Missmanagement bei Air Products zurückzuführen. Ausrüstung und Materialien seien nicht rechtzeitig geliefert worden. Balast Nedam ist eines von rund 30 Unternehmen, die für Air Products auf der Baustelle arbeiten. GTS hat angekündigt der Generalunternehmer wolle bis Mitte Januar einen Plan vorlegen, wie er das Projekt mit bestehenden und neuen Auftragnehmern und Sub-Auftragnehmern beenden kann. Zu 97 Prozent soll die Anlage fertig sein. Ein genauer Zeitraum für die noch anstehenden Arbeiten wurde von keinem der Beteiligten genannt. Es sei eine Frage von wenigen Wochen sagte eine Sprecherin von Balast Nedam zu Reuters.
GTS versichert, die weiteren Verzögerungen in Zuidbroek müssten nicht durch eine zusätzliche Produktion in Groningen ausgeglichen werden. Zusätzliche LNG-Importe und eine niedrigere Gasnachfrage würden das fehlende Pseudo-L-Gas ersetzen.