Deutlich radikalere Einschnitte bei der Groningen-Produktion als bisher vorgesehen, plant die niederländische Regierung. Am 10. September hat Wirtschaftsminister Eric Wiebes dem Parlament in einem Schreiben mitgeteilt, dass in einem Normaljahr die Produktion schon Mitte 2022 ausgesetzt werden könnte. Allerdings soll dann die Produktion nicht vollständig beendet werden. Bei hohem Gasbedarf werden noch Mengen produziert. 2026 könnte die komplette Schließung des Feldes erfolgen. Bisher sahen die niederländischen Planungen eine Beendigung der Produktion 2030 vorher. Auch die Produktion für das kommende Gaswirtschaftsjahr wird drastisch beschränkt, die Obergrenze liegt bei 11,8 Mrd. m3. Das liegt noch unter den maximal zwölf Mrd., die von der niederländischen Bergbaubehörde (SodM) nach dem letzten Erdbeben vom Mai dieses Jahres vorgeschlagen wurde. Im laufenden Gaswirtschaftsjahr liegt die Obergrenze für die Produktion bei 19,8 Mrd. m3. Für das kommende Gasjahr war vor dem Erdbeben vom Mai eine maximale Förderung von 15,9 Mrd. m3 geplant gewesen.
Der drastische Rückgang soll in erster Linie durch zwei Maßnahmen erreicht werden: Die Anlagen zur Produktion von „Pseudo-Groningen-Gas“ durch die Mischung von H-Gas und Stickstoff sollen in Zukunft zu 100 und nicht nur zu 90 Prozent ausgelastet werden. Zudem soll in dem Speicher Norg in Zukunft Pseudo-Groningen-Gas gespeichert werden. Der Speicher, der zur Absicherung der Produktion des Groningen-Feldes genutzt wurde, hat eine Kapazität von fünf Mrd. m3. Die Kapazität soll um eine Mrd. m3 erhöht werden. Als zusätzliche Maßnahme plant der niederländische Wirtschaftsminister ein Gesetz, das den neun größten industriellen L-Gas Verbrauchern ab dem 1.10.2022 die Nutzung von L-Gas untersagen soll.
Direkte Auswirkungen auf Deutschland hat die neue Planung nur bedingt. In Zukunft soll auch über den Grenzübergangspunkt Oude/Statensijl nicht mehr echtes Groningen-Gas, sondern Pseudo-Groningen-Gas nach Deutschland geliefert werden. Damit dürfte der Wobbe-Index an der oberen zulässigen Grenze liegen, Beimischungen von H-Gas in Deutschland, um das L-Gas zu strecken, dürften dann schwierig sein. Eine Task Force mit Vertretern der Niederlande sowie Vertretern der Importländer Frankreich, Deutschland und Belgien soll alle sechs Monate über den Fortschritt bei der Marktraumumstellung in den einzelnen Ländern berichten und gegebenenfalls zusätzliche Maßnahmen festlegen.
Die Marktpreise reagierten auf die Nachricht am 10. September deutlich. Die Preise für alle Kontrakte für den kommenden Winter schossen um mehr als 2,00 Euro/MWh nach oben.