Maximal noch 3,9 Mrd. m3 Erdgas sollen aus dem Feld in Groningen gefördert werden. Dies hat der niederländische Wirtschaftsminister Stef Blok in einem Brief an das Parlament mitgeteilt. Es ist der endgültige Produktionsplan für das Gaswirtschaftsjahr 2021/22 unter normalen Temperaturbedingungen. Im Gaswirtschaftsjahr 2020/21 wurden noch 8,1 Mrd. m3 Erdgas in Groningen gefördert. Trotz der aktuellen Gasknappheit und den extrem hohen Preisen für Erdgas an den Handelsmärkten halten die Niederländer damit an ihrem Ausstiegsplan fest. Unter Normalbedingungen wird ab 2022 aus Groningen kein Gas mehr verkauft. Eine kleine Förderung mit elf Bohrungen im Groningen-Feld wird aufrechterhalten, um bei extrem niedrigen Temperaturen und anderen Ausnahmesituationen eine Reserve zu haben.
Ein solche Situation könnte die verspätete Inbetriebnahme der neuen Anlage für die Beimischung von Stickstoff zu H-Gas in Zuidbroek (Provinz Groningen) sein. Die Anlage, mit einer Kapazität von 180.000 m3/h soll im April 2022 in Betrieb gehen. In ihr können 68 bis 97 TWh/a „Pseudo-L-Gas“ produziert werden. Eine kleine Verzögerung sei nicht auszuschließen, schreibt Blok in dem Brief an das Parlament. Durch Covid-19 sind alle zeitlichen Reserven beim Bau der Anlage aufgebraucht. Allerdings soll die Verzögerung maximal ein halbes Jahr betragen. Solange die Anlage in Betrieb ist, wird der Wirtschaftsminister aber keine der elf verbleibenden Förderanlagen außer Betrieb nehmen. Derzeit ist geplant, die Förderreserve für Extremsituationen bis zum Zeitraum 2025 bis 2028 aufrecht zu erhalten. Der niederländische Erdgasproduzent NAM prüft aber eine Umstellung des Speichers Grijpskerk auf die Nutzung für L-Gas. Wenn dies erfolgt, könnte Groningen schon 2023 oder 2024 komplett geschlossen werden.
Blok stellt in dem Brief auch klar, dass ein Ende der Groningen-Produktion in den Niederlanden nicht das Ende des Erdgaszeitalters bedeutet. Die Nachfrage nach Erdgas sei sogar gestiegen. Trotz des Fortschritts bei der Nutzung erneuerbarer Energien, werden die Niederlande auf absehbare Zeit weiter Erdgas benötigen. Das Land ist deshalb immer mehr vom Import von H-Gas abhängig.
Dies wird auch in dem Sommer-Bericht der Task Force L-Gas Conversion betont, die Blok zusammen mit dem Brief dem Parlament geschickt hat. Die Niederlande hatte die Task Force 2019 ins Leben gerufen. In ihr sitzen Vertreter von Regierungen, Netzbetreibern und Regulierungsbehörden aus den Niederlanden und den L-Gas Importländern Belgien, Deutschland und Frankreich. Den Bericht erstellen das europäische Netzwerk der Fernleitungsnetzbetreiber ENTSO-G sowie die Internationale Energie-Agentur (IEA) zwei Mal im Jahr. 2018 haben die Niederlande gut 500 TWh Erdgas aus Russland, Norwegen, über England und als LNG importiert. Selbst wenn eine Importroute während einer zweiwöchigen Kälteperiode im Winter ausfällt, reicht die verbleibende Importkapazität, um die Nachfrage nach H-Gas auch zur Produktion von Pseudo-L-Gas zu decken, ergeben die ENTSO-G Simulationen.
Der Bericht enthält auch einen Überblick über den Umstellungsprozess in Belgien Frankreich und Deutschland. Eine neue Erkenntnis: Die Begier werden vermutlich die L-/H-Gas Umstellung schon am 1. September 2024 abschließen. Bisher war der 1. Juni 2029 das geplante Enddatum. Die Netzbetreiber, so heißt es in dem Bericht, haben aus dem bisherigen Prozess gelernt, wie man mit organisatorischen Veränderungen deutliche Effizienzgewinne erzielen kann.