Ein umstrittenes Projekt der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) im Rahmen der L-/H-Gas-Umstellung war die H-Gas-Leitung Bunde – Leer Mooräcker. GTG Nord, der FNB der EWE-Gruppe wollte sie parallel zu einer bestehenden L-Gas Leitung bauen, die ohnehin auf H-Gas umgestellt wird. Das Argument von GTG Nord: Die zweite H-Gas-Leitung schafft nicht nur benötigte zusätzliche H-Gas-Kapazität, sondern auch mehr Flexibilität beim Umstellungsprozess. Die zusätzliche H-Gas Kapazität wird für die regionalen und lokalen Netze der EWE Netz und EWE Netz RVN benötigt. Die Leitung war schon im Netzentwicklungsplan (NEP) 2016 – 2026 enthalten. Sie ist 19 km lang, hatte im NEP 2016 einen Durchmesser von 400 mm und die Investition sollte 32 Mio. Euro betragen. Im NEP 2018 tauchte die Leitung natürlich wieder auf, der Durchmesser war um 200 mm erhöht und die Investitionen um eine Mio. Euro gestiegen.
Anders als im NEP 2016 hat die BNetzA die Leitung im neuen NEP nicht wieder „abgenickt“. Vielmehr wurden die FNB im Änderungsverlangen vom 18. Dezember aufgefordert, gemeinsam neu zu modellieren. Ziel war zu analysieren, ob es denn nicht günstigere Möglichkeiten gebe, um die notwendige H-Gas-Kapazität in der Region bereitzustellen. Die gibt es, aber vor der Auflösung noch den Grund für den Meinungsumschwung der BNetzA. Er lässt sich im Änderungsverlangen nachlesen. Hauptbeteiligter war Gasunie Deutschland (GUD). Die Hannoveraner haben der BNetzA im Dezember 2017 erläutert, eine Erhöhung der Austauschleistung zwischen dem GUD-Netz und dem GTG Nord-Netz sei bei gleichem Effekt deutlich billiger als der Neubau. Daraufhin fühlte sich die BNetzA von GTG Nord nicht vollständig informiert. Schon bei der Diskussion des NEP 2016 – so die BNetzA – habe es Zweifel an dem Projekt gegeben, da es genügend andere Infrastruktur in der Region gebe. Damals hatte nach Auffassung der BNetzA, GTG Nord den Eindruck erweckt, solche alternative Nutzungen habe man geprüft. Die Äußerungen von GUD hätten gezeigt, dass dies offensichtlich nicht der Fall war.
Ende Februar hatten die FNB ihre neue Modellierung der BNetzA übermittelt, Ende April hat die Behörde in einem Addendum zum NEP Gas 2018 – 2028 dem neuen Modellierungsergebnis zugestimmt. Die Leitung Bunde – Leer Mooräcker wird nicht gebaut, und GTG Nord wird keine zusätzliche Austauschkapazität zu GUD sondern zu Gascade schaffen. Anders als GUD kann Gascade feste, frei zuordenbare Kapazität garantieren. Die Lösung wird durch Umplanungen zwischen GTG Nord sowie EWE Netz und EWE Netz RVN möglich, heißt es in dem Bericht zur neuen Modellierung. Die Umplanung erlaubt eine direkte Verbindung zwischen dem Gascade Netz und dem GTG Nord Netz. Die Kosten betragen 8,3 statt 33 Mio. Euro, für die nachgelagerten Netzbetreiber ändert sich nichts. Es ist wohl mehr ein Beispiel für die manchmal verbesserungsfähige Kooperation zwischen den FNB.