Nach Einschätzung des niederländischen Wirtschaftsministers Eric Wiebes geht es bei den Maßnahmen zur Sicherung der L-Gas Versorgung gut voran. In einem Brief an das niederländische Parlament vom 3. Dezember versichert der Minister, man sei auf einem guten Wege um in einem durchschnittlich warmen Jahr ab 2023 weniger als fünf Mrd. m3 Groningen-Gas pro Jahr zu produzieren und die Produktion planmäßig im Jahr 2030 zu beenden. Wiebes will dem Parlament regelmäßig über den Fortschritt bei der Umsetzung berichten.
Die wichtigste Maßnahme ist der Bau einer neuen Anlage zur Produktion von „Pseudo L-Gas“ durch die Beimischung von Stickstoff zu H-Gas. In Zuidbroek wird der niederländische Fernleitungsnetzbetreiber Gasunie Transport Services (GTS) diese Anlage mit einer Kapazität von sieben. Mrd. m3/a bauen. Die Investitionsentscheidung – dies ist neu – wurde mit Zustimmung des Finanzministeriums getroffen, die Ausschreibung der Anlage läuft. Im Frühjahr 2022 soll die Anlage in Betrieb gehen. Für Deutschland könnte sich durch diese Anlage ein deutlicher Vorteil ergeben. Bisher kann zum Grenzübergabepunkt Oude/Statensijl ausschließlich Groningen-Gas über eine eigene Leitung aus dem Feld transportiert werden. Nach Inbetriebnahme der Anlage in Zuidbroek ist auch eine Versorgung mit dem Pseudo-L-Gas aus dieser Anlage möglich. Dazu muss allerdings eine Leitungsanbindung geschaffen werden.
Die zweite zentrale „Front“, an der das niederländische Wirtschaftsministerium arbeitet, ist die Umstellung von großen industriellen L-Gas Nutzern. Zumindest die Unternehmen, die mehr als 100 Mio. m3/a verbrauchen, sollen bis 2022 umgestellt sein. Es handelt sich um neun Unternehmen, mit einigen laufen konkrete Gespräche. Wiebes will die Umstellung durch eine entsprechende Gesetzesänderung erzwingen. Diese würde den Unternehmen aber auch Kompensationsansprüche einräumen. Dafür sind 75 Mio. Euro vorgesehen. Da durch die mittlerweile begonnenen Maßnahmen die Groningen-Produktion schneller als geplant kompensiert werden kann, wird man den anderen 200 Unternehmen mehr Zeit für eine Umstellung einräumen, als bisher geplant. Die Unternehmen sollen dabei verstärkt auf nachhaltige Lösungen für die Energieversorgung setzen statt einfach auf Erdgas umzustellen.
Interessant ist auch, was nicht in dem Brief steht: Bei der Auflistung von Maßnahmen mit denen Deutschland seine L-Gas Importe schneller als geplant reduziert, werden die Umstellung der Heizkraftwerke in Köln (sie ist abgeschlossen) und der Bau der Anlage zur Mischung von L-Gas und H-Gas durch GTG Nord aufgeführt. Die früher von GTG Nord geplante Anlage zur Produktion von Pseudo-L-Gas wird nicht erwähnt. GTG Nord hatte sich von dem Projekt weitgehend verabschiedet. Anders als die Mischanlage ist es auch nicht in dem Netzentwicklungsplan Gas 2018-2028 enthalten.