Der Bau der Stickstoffanlage in Zuidbroek scheint zur unendlichen Geschichte zu werden. In der Anlage sollen durch die Beimischung von Stickstoff zu H-Gas bis zu zehn Mrd. m³ Pseudo-L-Gas pro Jahr produziert werden. Dies leistet einen wesentlichen Beitrag, um die Groningen-Produktion zu ersetzen, die bis auf eine Restmenge zum 1. Oktober 2022 beendet wurde. Die Anlage sollte im April 2022 in Betrieb gehen. Aufgrund von Covid-19, so die offizielle Begründung, verzögerte sich die Inbetriebnahme. Mehrere spätere Termine konnten ebenfalls nicht gehalten werden. Im Januar 2023 eskalierte dann ein Konflikt über die Erfüllung von Leistungen zwischen dem Generalunternehmer Air Products und dem Subunternehmer, Balast Nedam, einer Baugesellschaft. Air Products hatte den Vertrag kurzfristig beendet und die Mitarbeiter des Bauunternehmens von der Baustelle ausgesperrt. Am 26. Januar hat der niederländische Fernleitungsnetzbetreiber, Gasunie Transport Services (GTS), einen neuen Zeitplan für die Fertigstellung angekündigt. Bis zum Frühling soll die Anlage – ohne Beteiligung von Balst Nedam – fertig sein und dann über den Sommer getestet werden. Im Oktober ist die Aufnahme des Regelbetriebs geplant. In der Pressemitteilung wird betont, eine zusätzliche Produktion in Groningen sei dennoch nicht nötig, um das fehlende Pseudo-L-Gas zu kompensieren. Die aufgrund der hohen Preise sehr stark gesunkene Nachfrage könne mit den bestehenden Stickstoffanlagen befriedigt werden.
Beim virtuellen Konsultationsworkshop des FNB-Gases zum Netzentwicklungsplan (NEP) 2022 bis 2032 am 24. Januar 2023, war die Anlage in Zuidbroek kein Thema. Die Marktraumumstellung werde planmäßig fortgeführt. 2022 erfolgten die Umstellungen ohne Verzögerungen. Anfang April werden die Fernleitungsnetzbetreiber (FNBs) eine aktualisierte Umstellungsplanung veröffentlichen. Der Vertreter der FNBs betonte, die Umstellung habe keinen Einfluss auf die europäischen H-Gas Bilanzen, da der Großteil des L-Gases Pseudo L Gas ist. Bis 2029 soll die L-/H-Gas-Umstellung abgeschlossen werden. Schneller ist man in Belgien, eine veränderte Organisation der Umstellungsplanung erlaubt es den Umstellungsprozess schon am 1. September 2024, statt am 1. Juni 2029 abzuschließen.
Aktuell ist L-Gas physisch in Deutschland eher reichlich vorhanden. Darauf weist der Marktgebietsverantwortliche THE in seinem ersten Regelenergiebericht für das THE-Marktgebiet hin. Er deckt den Zeitraum von Oktober 2021 bis September 2022 ab. Zum Ende dieser Periode im August und September war das Fernleitungssystem mit L-Gas „auffällig“ überspeist, so die Formulierung von THE. Eine mögliche Erklärung ist für den Marktgebietsverantwortlichen ein Rückgang der Nachfrage im SLP-Segment, der sich in den synthetischen Lastprofilen erst verspätet widerspiegelt. Am THE VHP wird L-Gas, so berichten Händler, in diesem Winter Day-Ahead häufig mit einem kleinen Abschlag auf den H-Gas Preis gehandelt.
Noch einmal zurück zum Gasangebot in den Niederlanden. Nicht nur Zuidbroek, sondern auch das neue LNG Terminal EemsEnergyTerminal ist eine „Baustelle“. Das Terminal wird aus zwei Schiffen (Floating Storage and Regasification Units (FSRUs)) gebildet. Bis zu acht Mrd. m³ können pro Jahr regsasifiziert werden. Die notwendige Wärme, um das flüssige Erdgas in den gasförmigen Zustand umzuwandeln liefert ein RWE-Kraftwerk in Eemshaven. Das Kraftwerk ist aber seit dem 13. Januar außer Betrieb, deshalb konnte auch das Terminal nicht genutzt werden. Am 31. Januar sollte dies wieder möglich sein. Fühlbar Auswirkungen auf die Handelspreise an der niederländischen TTF hat der Ausfall nicht.