Am 20.03.2017 fand in Groningen (NL) ein Fachkongress zum Thema „Zukunft der Gaswirtschaft im Zusammenhang mit dem Klimaschutz“ statt, in dessen Rahmen anhand verschiedener Vorträge die zukünftigen Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die aktuelle Fördersituation und deren Auswirkungen in den Niederlanden, präsentiert und gemeinsam diskutiert wurden.
Herr Wim van’t Hof vom niederländischen Wirtschaftsministerium leitete die Fachtagung mit einer Beschreibung der aktuellen Situation und den Zukunftsaussichten des Low caloric gas (L-Gas) in den Niederlanden ein. Derzeit würden in einem kalten Jahr rund 60 Mrd. m3 L-Gas aus niederländischer Produktion benötigt, wovon etwa 20 Mrd. m3 nach Deutschland exportiert werden. Herr van’t Hof erläuterte, dass von dem Produktionsvolumen von 60 Mrd. m3 allein 30 Mrd. m3 aus der Förderung aus dem Groningen-Feld stammen würden. Die restlichen 30 Mrd. m3 L-Gas, die in einem kalten Jahr benötigt werden, würden hingegen aus der Konvertierung von H-Gas zu L-Gas und aus Speichervorräten hervorgebracht werden. Aufgrund der in den letzten Jahren gehäuft aufgetretenen Erdbeben in der Region um Groningen, aber auch aufgrund der Ausschöpfung der Reserven des Groningen-Feldes, sollen die L-Gas-Exporte aus den Niederlanden bis 2030 eingestellt werden. Der Eigenbedarf werde weiterhin durch Förderung aus dem Groningen-Feld oder durch Konvertierung gedeckt. Jedoch plane die niederländische Regierung, auch um die Klimaziele des Pariser Abkommens erreichen zu können, bis 2050 keine Haushalte mehr mit Erdgas zu versorgen und den Wärme- bzw. Energiebedarf bis dahin vollständig durch erneuerbare Energien sicherzustellen. Aus Sicht der niederländischen Regierung sei zusätzlich zu den nationalen Maßnahmen die verstärkte internationale, insbesondere Nordwesteuropäische Zusammenarbeit im Bereich der Energieversorgung zwingend erforderlich, um die Klimaschutzziele erreichen zu können.
Als nächstes folgte ein kurzer Blick auf den Erdgasmarkt aus Sicht von Herrn Anton Buijs, einem Vertreter der GasTerra. Die Kennzahlen von GasTerra zeigen für die vergangen Jahre eine starke Reduktion des Gasmarktes. Nicht nur die Erlöse des Unternehmens haben sich in den letzten 3 Jahren mehr als halbiert, was allerdings auch auf den sinkenden Gaspreis zurückzuführen sein könnte, auch die verkaufte Gasmenge ist stark zurückgegangen.
Herr Anton Buijs stellte weiter „Gas by design“ vor, eine neue niederländische Strategie zur Position der Erdgasumstellung. Danach stehe die Gaswirtschaft besonders in Bezug auf die Klimaziele ebenfalls vor existenziellen Herausforderungen. Jedoch sei die Rolle der Erdgasindustrie in den Niederlanden weiterhin bedeutsam. Durch die Kombination von erneuerbaren Energien mit der Verwendung von Erdgas, aber auch durch die Nutzung von Erdgas als Überganstechnologie, sollte auch zukünftig die niederländische Gasindustrie einen Platz am Energiemarkt einnehmen. Mit Investitionen aus den Erlösen der Gasindustrie in die Forschung und Weiterentwicklung erneuerbarer Technologie könne die Gasindustrie über die Übergangszeit hinaus weiterbestehen.
Frau Britta van Boven und Herr Bart Jan Hoevers haben aus der Perspektive der Gasunie anschließend auf die Notwendigkeit der Reduktion der L-Gas-Förderung im Groningen-Feld hingewiesen. Vor dem Hintergrund der dadurch wachsenden Abhängigkeit vom russischen Erdgasmarkt sei jedoch Flüssigerdgas, sogenanntes LNG, als Energieträger in Betracht zu ziehen. Hierfür könnten in Brunsbüttel und Stade ähnliche LNG Import-Terminals errichtet werden wie zum Beispiel in Rotterdam. Dies sei eine weitere Maßnahme, um den sinkenden L-Gas-Markt zu substituieren.
Insgesamt waren die Vorträge und Präsentationen der Veranstaltung sehr informativ und abwechslungsreich. Aufgrund der Vielfältigkeit der Referenten konnten die Herausforderungen an die Gasindustrie von unterschiedlichen Blickwinkeln aus untersucht und den Teilnehmern der Fachtagung vorgestellt werden.