Die geplante „europäische Energieunion“ wird von der EU-Kommission als „new deal for energy consumers“, also als positive Entwicklung für den Endkunden, gelobt.
Im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise wurde die Energieunion als gemeinsame Vertretung der europäischen Länder bei den Verhandlungen über Gasbezugsverträge mit Russland gegründet. Inzwischen hat sich die Energieunion zu einer thematisch breit aufgestellten Organisation weiterentwickelt, die einiges mehr leistet, als nur ihre Mitglieder bei Verhandlungen zu vertreten. Sie verfasst Maßnahmen, Lösungsansätze und Ziele zu allen klimarelevanten Themen für die europäischen Länder. Insbesondere verfolgt sie das politische Ziel, energie- und klimapolitische Renationalisierung zu verhindern.
Die strategischen Themen der Energieunion sind breit aufgestellt und umfassen beispielsweise Maßnahmen zur Diversifizierung von Energielieferanten sowie Themen, die den europäischen Energiebinnenmarkt tangieren (Harmonisierung, Liberalisierung und Wettbewerbsintensivierung).
Derzeit wird vor allem ein intensiver Fokus auf Themen im Bereich Stromwirtschaft gelegt, dazu zählt auch die Intensivierung des Stromnetzausbaus. Bis 2030 müssen alle Länder Kuppelkapazitäten zu ihren Nachbarländern im Umfang von 15% zu Verfügung stellen. Damit kann, neben der Intensivierung des Stromhandels, auch ein effizienter Ausgleich von Angebot und Nachfrage stattfinden, und Strom jeweils in den Ländern erzeugt werden, in denen die Erzeugungskapazitäten günstiger sind.
Ein weiteres Thema, mit dem sich die Energieunion derzeit intensiv beschäftigt, ist die Verbesserung der Integration von Markt- und Regulierungsprozessen. Wichtiger Teil davon sind die Verbesserung der Trennung von Netz und Stromerzeugung sowie die Stärkung der Unabhängigkeit von den nationalen Regulierungsbehörden. Auch die stetige Weiterentwicklung der Großhandelsmarktregeln hat sich die Energieunion als zentrales Ziel gesetzt.
Ebenfalls plant die Energieunion eine Verbesserung und Harmonisierung des Marktdesigns der nationalen und regionalen Energiemärkte. Insbesondere Themen wie die EE-Förder- und Kapazitätsmechanismen sind zentrale Punkte, an denen die Energieunion dabei vermehrt ansetzen will. Darüber hinaus hat die Union die Mitgliedstaaten dazu aufgerufen, einen Fahrplan zu entwickeln, der zu einer Abschaffung der Preisregulierung (unterhalb des Kostenniveaus) auf dem Endkundemarkt führt.
Die Energieunion hat sich dabei nicht auf die Fahnen geschrieben, den Energiemarkt komplett neu zu erfinden, sie möchte vielmehr durch Initiativen auf europäischer Ebene neue Impulse und Lösungsansätze zu bereits bekannten Zielen und Vorgaben geben. Die Ergebnisse werden von allen Beteiligten gespannt erwartet.
nach: R. Phillips, N. Herrmann, et Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 01.07.2016