Der niederländische Wirtschaftsminister Erik Wiebes hat sich am 23. Januar 2018 schriftlich an die 200 größten Unternehmen des Landes, die L-Gas nutzen, gewandt. Binnen vier Jahren sollen sie ihren Erdgasbezug auf H-Gas umstellen. Über das Schreiben informierte der niederländische Verband der industriellen Energie- und Wassernutzer VEMW. Durch die Umstellung soll der Verbrauch von L-Gas um 5,5 Mrd. m3 reduziert werden.
Es ist die erste konkrete Handlung, mit der das Ministerium auf das Erdbeben in Groningen von Anfang Januar reagiert. Seit dem Erdbeben wird vor allem im niederländischen Parlament heftig über eine deutliche Absenkung der Produktionsobergrenze in Groningen diskutiert. Der Betreiber des Feldes NAM (ExxonMobil, Shell) hatte direkt nach dem Erdbeben, die Produktion in sechs besonders kritischen Segmenten des Feldes eingestellt und damit auf Jahresbasis die Produktion um rund 1,6 Mrd. m3 reduziert. Aus Sicht der niederländischen Bergbaubehörde ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht genug. Der niederländische Wirtschaftsminister will spätestens bis zum Ende des ersten Quartals 2018 über eine neue Obergrenze entscheiden. Im niederländischen Parlament wurde in einer Debatte eine Obergrenze von zwölf Mrd. m3 gefordert. Bei dieser Produktion liege das Erdbebenrisiko bei null. Dabei wurde betont, man müsse in den Niederlanden die Nutzung von Erdgas und vor allem L-Gas deutlich reduzieren. Dem Schreiben des Wirtschaftsministers an die Industrie liegt ein entsprechender Parlamentsbeschluss zu Grunde. Für den VEMW ist das Interesse an einer schnellen Umstellung nachvollziehbar, der Geschäftsführer Hans Grünwald weist allerdings auf die Komplexität einer solchen Umstellung hin. Die niederländische Bergbauaufsicht SodM wollte am 25. Januar 2018 ihre Empfehlung für die zukünftige Groningen-Obergrenze veröffentlichen. Dieser Termin wurde nun auf den 1. Februar 2018 verschoben.
In Deutschland hat die hitzige niederländische Diskussion noch nicht zu konkreten Überlegungen zur Sicherung der L-Gas Versorgung geführt. Aus dem Umfeld der Fernleitungsnetzbetreiber ist zu hören, sie nähmen die Situation sehr ernst und seien im regelmäßigen Austausch mit der BNetzA und dem Bundeswirtschaftsministerium. Aus Sicht der BNetzA gibt es derzeit keine hinreichend konkreten und offiziellen Informationen, um Anpassungen zum Beispiel bei der Netzentwicklungsplanung vorzunehmen.